Lernen ist nicht spielen und spielen nicht lernen.
Das muss ich meinen Schülern und mir selber immer wieder sagen.
Übt ihr Tonleitern, Techniken und anderes, heisst das noch lange nicht, dass ihr das ganze auch anwenden könnt – leider..
Ich hatte das gleiche Problem mit den Arpeggios. Ich habe Arpeggios täglich stundenlang geübt. Hoch und runter, von links nach rechts und alle möglichen Varianten. Ich hatte keine Probleme, verschiedenste Akkorde miteinander zu verbinden und logisch vom einen Akkord in den nächsten zu gehen – egal in welcher Tonart.
Dann hatte ich eine Bandprobe und mir wurde ein Soloteil zugeteilt. Nachdem ich das Solo gespielt hatte hiess es, ob ich auch ein Solo machen kann anstatt einfach Technik hoch und runter zu spielen.
Ich fand das natürlich sehr lustig, aber auch sehr passend. Und habe mir daher überlegt, was ich machen kann damit das nicht mehr passieren wird.
Der Matrix Modus
Eine coole Idee zu ’spielen‘ ist der Matrix Modus (zumindest nenne ich den so). Abgeleitet von dem Film Matrix, als alles in Zeitlupe abläuft wenn etwas sehr schnelles passiert.
Also ihr nehmt 4 Akkorde, anfangs am besten in der gleichen Tonart und versucht anfangs darüber sämtliche Übungen zu machen.
Wir beginnen mit C, Am, F, G und lassen es sehr sehr langsam spielen. Ich gehe das meistens mit etwa 60 BPM an und spiele dabei nur viertel Noten (also eine Note pro Sekunde).
Jetzt habt ihr schon fast endlos Zeit euch zu überlegen was genau ihr macht.
Versucht hoch und runter zu springen, grosse und kleine Sprünge zu machen. Versucht herauszufinden, bei welchem Akkord welche Noten gut und welche nicht so gut klingen.
Wenn ihr etwas mehr oder weniger Musikalisches hinbekommen habt, dann versucht euch dieses kleine ‚Fragment‘ zu merken und immer wieder zu spielen.
Am, D, F, G
Nun versucht dasselbe noch einmal, aber mit anderen Akkorden. Der ‚D‘ Akkord in diesem Beispiel gehoert nicht zur C Dur Tonart. Also da muesstet ihr die Tonleiter etwas abaendern.
Um es ganz einfach zu machen, koenntet ihr die ganze Zeit auf der Am Pentatonik zu bleiben. Diese Pentatonik quasi als eure sichere Haengematte verwenden :P. Jedoch sollte vor allem beim D Akkord auf ‚D Mixolydisch‘ gewechselt werden da sonst wichtige Toene einfach ausgelassen werden.
Anhand dieser Auflistung der Pentatonik sehen wir, dass wenn wir nur die Pentatonik spielen, wir gar nicht alle wichtigen Töne mitspielen.
Die Roten Noten sind die Grundtöne. Der Grundton von Am ist A, der Grundton von D Dur ist D, usw.
Die Am Pentatonik beinhaltet den Ton F nicht. Das heisst, dass wir beim F Akkord nie den Grundton mitspielen was natürlich nicht unbedingt gut ist.
Versucht anhand des Pdf’s den Akkorden solistisch zu folgen. Auf die Roten und Orangen Noten speziellen Wert zu legen und diese oft zu spielen und darauf stehen zu bleiben.
Verbindet diese Übung mit der Matrix-Übung.
Viel spielen ohne nachzudenken
Als letzter Punkt gilt: Wenn ihr Improvisiert, solltet ihr nicht mehr gross Nachdenken müssen.
Stellt euch vor, ihr seid auf der Bühne und euer Kopf zerplatzt fast jede Minute weil ihr so viel nachdenken müsst.
Eigentlich solltet ihr alles erlernte beim spielen wieder vergessen. Aber nicht so vergessen, dass ihr es nicht mehr spielen könnt, sondern viel mehr, dass ihr nicht mehr nachdenken müsst.
Um so etwas zu erreichen, muss das erlernte selbstverständlich sehr gut einstudiert sein. Ihr könnt nicht Auto fahren wenn ihr es erst 10 Minuten gemacht habt. Ihr könnt es erst, wenn ihr jeden Tag zur Arbeit fährt, immer wieder den gleichen Weg wählt und ihr immer dasselbe Auto fährt.
Genau so ist es bei der Musik. Improvisiert immer wieder, nehmt die gleiche Begleitung/Akkorde und spielt immer wieder mehr oder weniger das gleiche darüber (nur so, dass es nicht übermäßig langweilig wird).
Steigert euer Level stetig. Werdet schneller, macht andere Rhythmen, ändert die Tonart, usw. Denkt an das ‚Angst Diagramm‘.
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