Eine der Top Fragen die ich immer wieder zu hören bekomme ist: „Muss ich eigentlich Noten lesen können?“. Meine Antwort dazu ist eigentlich immer: „Müssen nicht, aber es hilft!“. 🙂
Wir Gitarristen sind ja etwas verwöhnt. Nicht nur, weil wir gelernt haben, von Tabs – also von einem visuellen Griffbrett – Noten lesen können, sondern auch weil wir einfach Akkorde spielen können und so komplett auf Noten und Tabs verzichten können.
Aber was, wenn ich unbedingt von einem Lied die Melodie spielen und nicht nur Begleiten will?
Alternative zum Notenlesen
Wie immer zuerst die Alternative.
In einem anderen Beitrag habe ich schon einmal erwähnt, wie man Noten (genauer gesagt; Tabs) herunterladen kann.
Also entweder man besorgt sich eine Software (Desktop, Tablet oder Smartphone) wie zB. Guitar Pro, laded die gewünschten Noten einfach herunter und spielt dann die Tabs davon.
Oder man kauft Songbooks, Bücher mit Riffs oder Licks und spielt diese direkt von den Tabs.
Notenlesen verstehen
Bevor wir die Noten auf dem Griffbrett suchen, müssen wir zuerst verstehen wie das ganze überhaupt funktioniert:
Man kann es sich gut merken, wo sich die Note „G“ befindet. Nämlich genau in der Mitte des Bauches von unserem Violinschlüssel:
Von da kann man jetzt im Alphabet hoch und runter zählen.
Musikalisches Alphabet
Beginnend von „A“ geht das Musikalische Alphabet:
A, B, C, D, E, F, G
Wobei das „B“ in einigen Ländern als „H“ bezeichnet wird. Da die meisten Stimmgeräte, vor allem die Apps auf Smartphones ein „B“ anzeigen, lernen wir es jetzt auch mit „B“.
Nun zählen wir von „G“ runter, bis zum „C“.
C bis C
Hier sehen wir die Noten von „C“ bis zur nächsten Oktave „C“.
Wir beginnen mit der roten Note, spielen das Alphabet hoch (C, D, E, F, usw.) und stoppen auf der orangen Note.
C bis C (nächste Oktave)
Auch hier spielen wir wieder von „C“ bis zum nächst höheren „C“, jedoch jede Note eine Oktave höher.
Als letztes schauen wir uns noch die tiefste spielbare Note auf der Gitarre an, nämlich das tiefe „E“ bis zur nächsten Oktave „E“.
Gespielt wird das auf der Gitarre folgendermassen:
Nun könnt ihr eigentlich alle weiteren Noten „ausrechnen“.
Notenlesen mit der Gitarre
Bevor wir Noten lernen, müssen wir zuerst einmal wissen wie die Gitarre aufgebaut ist, bzw. wo man die Noten danach überhaupt findet.
Variante 1
Bei dieser Variante lernen wir einfach alle Noten auf dem Griffbrett, zwischen Bund 0 und 12 auswendig.
Sollte also ein „C“ gespielt werden, müssen wir nicht lange suchen, sondern kennen schon alle möglichen „C’s“ und finden diesen schnell.
Es ist nicht nötig, Halbtöne wie zB. „G#“ oder „Db“ usw. auswendig zu lernen, da diese einfach gefunden werden können, sobald man weiss, wo sich das nächste „G“ oder „D“ befindet.
Stellt dafür ein Metronom auf etwa 60bpm ein, schreibt euch ein paar Noten auf (zB: C, E, F, G) und versucht bei jedem Klick (60bpm) die Noten auf dem Griffbrett zu finden.
Beendet zuerst eine Note, bevor ihr zur nächsten geht. Also findet alle C’s, danach alle E’s usw. Irgendwann sollte das so schnell klappen, dass ihr das Metronom auf eine höhere Geschwindigkeit einstellen könnt.
Variante 2
Die zweite Variante finde ich persönlich besser, da es strukturierter vorgeht.
Hierbei zwingen wir uns, innerhalb von einem bestimmen Bereich zu bleiben.
Ein gutes Buch um diese Variante zu lernen ist das: „Reading Studies for Guitar von William Leavitt„.
Also beispielsweise versuchen wir, innerhalb von Bund 1-4 zu bleiben, wobei jeder Finger einen Bund bekommt.
Also der erste Bund wird vom Zeigefinger gespielt, der zweite Bund vom Mittelfinger, usw. Plus-Minus einen Bund.
Das heisst, sollte eine Note nicht innerhalb dieser vier Bünde zu finden sein, darf entweder einen Bund nach vorne (mit dem kleinen Finger in den 5. Bund, oder einen Bund nach hinten (mit dem Zeigefinger in den 0. Bund, obwohl wir dafür keinen Finger brauchen).
Diese „extra“ Noten habe ich in diesem Beispiel orange markiert:
Nun wird das genau gleiche, einen Bund höher wieder gemacht, wobei der Zeigefinger nun für den zweiten Bund verantwortlich ist und somit die ganze Hand einen Bund höher schiebt.
Die orangen Noten sind wieder jene, die nicht prioritär gespielt werden, aber halt als Ersatz dienen, sollte diese nicht auffindbar oder einfach zu umständlich um zu spielen sein.
Natürlich ist diese ganze „Technik“ um Noten zu lernen in diesem Buch um Welten besser beschrieben, als ich es hier jetzt gemacht habe. Aber solltet ihr die Idee verstanden haben, könnt ihr es auch ohne Hilfe alleine lernen.
Noch einen kleinen Tipp; falls ihr es nach einer Weile geschafft haben und befindet euch nun mit dem Zeigefinger im 5. Bund oder gar höher, müsst ihr nicht mehr all zu genau auf die Oktaven schauen.
In dem Buch von Leavitt sind es natürlich schöne Übungen, die immer perfekt auf die „Lage“ abgestimmt sind. Aber im normalen Leben ist dies natürlich nicht immer der Fall. Habt ihr zB. ein tiefes F (E Saite erster Bund) aber befindet euch derzeit im 5. Bund oder höher, könnt ihr einfach das nächst höhere F nehmen.
Es ist zwar nicht 100% korrekt, da die Oktave nicht dieselbe ist, aber es ist trotzdem ein F und wird wohl die wenigsten stören! 🙂
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